U-Bahn

U-Bahn verlängern – aber richtig

Bildrechte Kartenmaterial: BVG (Berliner Verkehrsbetriebe)

Die Autoren sind der Auffassung, dass auf der Basis der bisherigen beiden Berliner U-Bahn-Systeme keine neuen Strecken der U-Bahn gebaut werden sollten. Wenn über neue Schnellbahn-Systeme nachgedacht wird, dann sollte das grundsätzlich mit leistungsfähigeren und schnelleren Systemen als den bisherigen U-Bahn-Systemen erfolgen. Dazu später mehr.

Die technischen Parameter der Berliner U-Bahn sind vor über 100 Jahren festgelegt worden. Dazu gehören solche Daten wie Länge der Bahnsteige, Breite der Fahrzeuge und Höchstgeschwindigkeit. Darüber hinaus gibt es jedoch ein sehr Berliner Spezifikum. Der Abstand zwischen den einzelnen Bahnhöfen ist teilweise sehr gering. Man hat den Eindruck und die Geschichte bestätigt es auch, dass die Berliner U-Bahn teilweise nichts anderes sein soll als eine unterirdische Straßenbahn. Damit sinkt aber auch die Reisegeschwindigkeit und die U-Bahn wird über längere Distanzen teilweise zu langsam. Der Verkehr zwischen solchen Bahnhöfen wird dann durch Straßenbahn, Bus, Fahrrad und Sharing Angeboten abgewickelt.

Wir betrachten hier nicht die Planungen für die U7 West, U7 BER und U8 Märkisches Viertel.

Aber es bieten sich eine Reihe sinnvoller Verlängerungen der U-Bahn an.

U1: Zum Ostkreuz

Diese Idee stammt nicht von uns, sie war schon 2015 von der BVG entwickelt worden. Wir sehen darin auch eine sinnvolle Verknüpfung des wichtigsten S-Bahnhofes mit der U-Bahn und eine Art Bypass zur S-Bahn auf der Stadtbahn.

U1: Lückenschluss zum Adenauerplatz und der Ringbahn

Bisher endet die Wilmersdorfer U-Bahnlinie U1 im Westen an der Uhlandstraße. Der Lückenschluss zum U Adenauerplatz ist notwendig. Hier ergeben sich Umsteigemöglichkeiten zur U7. Es entsteht eine weitere Verbindung nach Kreuzberg und nach Friedrichshain. Zudem kann auch darüber nachgedacht werden, die U1 perspektivisch bis nach Halensee zu verlängern, wo sich auch eine gute Umsteigemöglichkeit zur Ringbahn und ggf. einem späteren Regionalbahnhof anbietet.

U2 und U9: Pankow braucht mehr U-Bahn

Auch dieses Vorhaben ist nicht neu. Der Vorschlag beide Linien bis nach Pankow Kirche zu verlängern, findet sich bereits im 200 km-Plan. Der Bezirk Pankow ist der bevölkerungsreichste dieser Stadt. Damit ist klar, dass es hier Handlungsbedarf gibt, denn wie auch schon auf der Straßenbahnstrecke über die Greifswalder Straße sind die Straßenbahnen im Pankower Zentrum an einer Belastungsgrenze angelangt. Um dieses Problem zu lösen, sollte die U2 vom Süden um eine Station bis nach Pankow Kirche verlängert werden, um den Knotenpunkt Pankow von Umsteigern zu entlasten.
Vom Westen her sollte zudem die U9 von Osloer Straße kommend bis Pankow gebaut werden. Die U9 soll hierfür vom derzeitigen Endpunkt Osloer Straße über den S Wollankstraße geführt werden. Es ist zu prüfen, ob die U9 nach Pankow Breite Straße oder S- und U-Bahnhof Pankow geführt werden sollte. Letzteres hätte den Gewinn, die City West direkt mit der Stettiner Bahn zu verknüpfen.

U3: Attraktive Verbindung nach Weißensee

Seit vielen Jahrzehnten wird dem Nordosten Berlins im Bereich um Weißensee eine neue U-Bahn-Linie zum Alexanderplatz versprochen. Diese soll dann sowohl weiter Richtung Südwesten und in Richtung Nordosten verlängert werden. Wir halten diese Linie für unrealistisch.

Stattdessen wäre es zielführender, eine andere Linie zu verlängern. Ins Auge fällt der Endbahnhof Warschauer Straße noch innerhalb des S-Bahn-Ringes. Dort enden die U1 und U3. Nach Weißensee sollte sinnvollerweise die U3 verlängert werden. Wir schlagen folgende Bahnhöfe vor:

Frankfurter Tor (Umsteigen U5)
Bahnhof Landsberger Allee (Ringbahn S-Bahn und Straßenbahn)
Michelangelostraße (Großes Wohngebiet, mit geplanter Erweiterung)
Antonplatz (Umsteigepunkt Straßenbahn)

Mit dieser neuen Verbindung ergeben sich attraktive Verbindungen für Friedrichshain, Lichtenberg und Weißensee. Es entsteht eine direkte Verbindung aus diesen Ostbezirken nach Kreuzberg, Schöneberg, Wilmersdorf und Zehlendorf. Anders als in den Planungen einer Radiallinie durch das Zentrum werden hier mehrere bevölkerungsreiche Ortsteile wie Fennpfuhl und östlicher Prenzlauer Berg mit deutlich mehr Bezirken besser und attraktiver verbunden. Auch für die Weißenseer ist hier ein signifikanter Vorteil erkennbar. Es gibt wesentlich mehr attraktive Umsteigeverbindungen (Ringbahn, U5, Stadtbahn) und direkte Verbindungen Richtung Kreuzberg usw.

Ggf. ist ein zusätzlicher Bahnhof „Alter Schlachthof“ zw. Frankfurter Tor und Bahnhof Landsberger Allee denkbar.

U3: Über Mexikoplatz hinaus

Es ist bekanntermaßen geplant, die U3 bis zum S-Bahnhof Mexikoplatz (S1, diverse Buslinien) zu verlängern. Wir schlagen eine Verlängerung darüber hinaus bis über die Potsdamer Chaussee (B1) zu bauen. Südlich der Potsdamer Chaussee befindet sich eine Wohnsiedlung, die bis zum Abzug der Alliierten durch die US-Streitkräfte genutzt wurde. An der B1 verlaufen die Buslinien 118 und 622. Dort kann die U3 abschnittsweise den Bus ersetzen.

U5: Per Express-nach Moabit (und Jungfernheide)

Auch die Linie U5 in Richtung Westen zu verlängern ist ein alte Planung. Wir schlagen vor, die U5 mit nur einem Zwischenhalt am U-Bahnhof Turmstraße (U9, M10, diverse Buslinien) bis zum S- und U-Bahnhof Jungfernheide (Regionalbahn, U7, zukünftig M10, diverse Buslinien) zu verlängern. Hier bietet sich eine sinnvolle Arbeitsteilung von M10 und U5 an. Die M10 erschließt weite Teile des westlichen Moabits an der Oberfläche, die U5 vermittelt den Verkehr zwischen wichtigen Umsteigebahnhöfen.

U9: Zum Regio nach Lichterfelde

Eine weitere attraktive Verbindung ergibt sich auch auf dem südlichen Abschnitt der U9. Hier ist eine Verlängerung zum Bahnhof Lichterfelde Ost sinnvoll. Auch hier gibt es bestehende Vorleistungen. So ist die Unterquerung des S-Bahnhofs Rathaus Steglitz bereits gebaut worden. Mit dieser Verbindung entsteht eine attraktive Anbindung von Lichterfelde und zur Regionalbahn. Auch hier sollte nur eine Zwischenstation am Charité-Standort Klinikum Benjamin Franklin vorgesehen werden, um eine hohe Reisegeschwindigkeit zu erreichen.

U72: Das Falkenhagener Feld braucht die Schiene

Mit diesem Vorschlag werden wir viele überraschen. Am westlichen Stadtrand befindet sich die Wohnsiedlung Falkenhagener Feld, ein sozialer Brennpunkt mit ausschließlicher Anbindung an den ÖPNV durch Busse. Im U-Bahnhof Rathaus Spandau wurde eine Verlängerung der U2 ab Ruhleben berücksichtigt. Wir sehen jedoch zur Zeit keinen Bedarf, die U2 von Ruhleben nach Rathaus Spandau zu bauen, da in diesem Bereich bis auf Ausnahmen die Besiedlungsdichte zu gering (ausgedehnte Kleingartenanlagen).
Wir schlagen jedoch vor, eine U72 vom U-Bahnhof Rathaus Spandau in das Falkenhagener Feld zu bauen. Diese Linie sollte einige Besonderheiten aufweisen. Sie sollte so gebaut werden, dass sie sowohl von Groß- wie Kleinprofilfahrzeugen der U-Bahn genutzt werden könnte. Baulich muss dabei die U5 als Vorbild dienen.
Nach Inbetriebnahme sollten dort nach Möglichkeit Fahrzeuge des Großprofils eingesetzt werden. Da es dann doch eine neue eigenständige U-Bahnlinie ist, kann diese als vollautomatische U-Bahnlinie im Linksverkehr (!) betrieben werden. Linksverkehr deshalb, um das niveaugleiche Umsteigen am U-Bahnhof Rathaus Spandau zur U7 zu ermöglichen.

Sollte eines fernen Tages die U2 doch Spandau von Ruhleben aus erreichen, dann wird die U72 in der U2 aufgehen und zum Kleinprofil umgebaut.

Eine vertiefende Untersuchung zu Standorten für Bahnhöfen konnten wir nicht durchführen. Der Bau der U-Bahn steht dabei nicht dem Ausbau der Straßenbahn ins Falkenhagener Feld entgegen.